Home / English I Français
Fremde im VisierFotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg



Kriegsalben als Bildspeicher subjektiver Lebensgeschichten
- „Erinnerungen an meine Dienstzeit“
······································································································

Kriegsalben sind besondere Fotoalben, die häufig eine von der Familien-
geschichte hermetisch abgegrenzte Geschichte erzählen. Sie folgen
einem inneren Aufbau, meist chronologisch, der Kriegserlebnisse eines
Menschen aus seiner ihm eigenen Wahrnehmung heraus erzählt. Einige
wurden zeitnah im Fronturlaub angelegt, viele andere erst Jahre oder
vereinzelt auch Jahrzehnte nach Kriegsende. Nicht alle Fotos sind in Alben
geklebt, Schachteln, Kisten und Pergamintüten in unterschiedlichen Größen
dienen als Aufbewahrungsorte für Fotos, Negative, Dias und vereinzelt für
Schmalfilme.
 
Das Album strukturiert und konstruiert die Erinnerung von ehemaligen
Soldaten. Bei der Gestaltung der Seiten und bei der Auswahl der Fotos
werden die biographische Erzählung und die historische Interpretation
des Krieges im Kreise von Freunden oder Familie schon mitgedacht.
Die Perspektive der Fotografen auf eigene Erlebnisse und den historischen
Kriegsverlauf spiegelt sich in den Fotos. Nur noch wenige Zeitzeugen
können ihre Kriegsalben selbst kommentieren.

······································································································

Loading the player...

Interview mit Dr. Walter Jancke (35:22min), 1. April 2009, Düsseldorf

Am 30. April 1924 wurde Walter Jancke in Hannover geboren. Zu Weihnachten
bekam er 1936 eine Kodak Retina geschenkt und begann mit 12 Jahren zu
fotografieren. Im Frühjahr 1941 ging er nach dem Abitur zum Reichsarbeitsdienst
und meldete sich danach gegen den Willen seiner Mutter freiwillig zur Wehrmacht.

Feldpost an die Mutter von Walter Jancke, 23. April 1943:
"Es ist meine feste Überzeugung daß wir den Krieg gewinnen. Allein ganz
gefühlsmäßig. Denn es ist unmöglich, daß das Unrecht, die Barbarei und
Unkultur über die konzentrierte Kultur sich ausbreitet."


02:47:39 Man war eben einfach so beeinflusst. Wenn Sie so aufgewachsen
wären, hätten Sie wahrscheinlich ganz ähnlich gedacht.

01:53:49 Das ist ein Russe, den haben wir mitgenommen, der hat uns eine
Zeitlang die schweren Funkgeräte getragen, der war sehr nett. Wir haben uns
gut unterhalten. Nachher hat es ja sehr viele solche Hilfswilligen gegeben.
Das war einer, der kurz vorher irgendwo gefangen genommen worden ist und
den wir uns dann gegriffen haben, damit er uns etwas unterstützt und der hatte
auch nix dagegen, jedenfalls nicht erkenntlich.

······································································································


Hans-Georg Schulz wurde am 11. Juni 1920 in Strausberg bei Berlin geboren.
Schon als 15-jähriger besuchte er einen Fotokurs und richtete sich selbst
eine provisorische Dunkelkammer im Keller ein. (...) In seinem Fotoalbum sind
schon Anfang September „Die ersten Gefangenen“ „Ein toter Pole“ und
deutsche Soldaten „In einem brennenden Dorf“ abgebildet und beschriftet.

Interview mit Hans-Georg Schulz (35:05min), weiter >>>