Fremde im Visier — Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg
Home / English I Français
Das Forschungsprojekt
Die Ausstellung
Raum 1
Raum 2
Raum 3
Raum 4
Raum 5
Raum 6
Raum 7
Raum 8
Die Presse
Besucherstimmen
Ausstellungsstationen
Aktuelles
Perspektiven
Die Kuratorinnen
Publikationen
Ihr Album unter der Lupe
Kontakt / Impressum Datenschutz
Alltag im Krieg - „Es ist so schön Soldat zu sein!“
······································································································
Als Soldat an der Front zu kämpfen war für die Männer eine
extreme Erfahrung, weil sich ihr Alltag dort von allem unterschied,
was sie bisher erlebt hatten. Militärische Routine, Kameraderie
und propagandistische Indoktrinierung, zum Teil bereits in der
Hitlerjugend und im Reichsarbeitsdienst eingeübt, waren Instru-
mente, dieser Unsicherheit in einer fremden Umgebung zu begegnen.
Gerade der soldatische Alltag ist als Thema in den Fotoalben
überproportional stark vertreten. Sie beginnen häufig mit einem
professionellen Atelierportrait des Soldaten in ungewohnter Uniform,
die ihrem Träger eine neue Identität verlieh. Beliebte Motive sind
Gruppenbilder, Kasernendrill, Schießübungen, Marschkolonnen oder
Ruhepausen. Einige Fotos wie Verpflegung, Unterkunft, Rasieren
oder auch Badeszenen waren vor allem dafür bestimmt, die
Angehörigen „in der Heimat“ zu beruhigen, aber auch um die eigene
Wahrnehmung der extremen Erfahrungen zu stabilisieren. Doch von
Beginn an gehörten auch zerstörte Städte, erbeutetes Feindgerät oder
die eigenen Toten in Form von „Heldengräbern“ zum Kriegsalltag und
wurden entsprechend häufig fotografiert. Direkte Kampfhandlungen
finden sich nur in Ausnahmen auf den Fotografien. Auch wenn die
Soldaten Zeit gehabt hätten, die Kamera in die Hand zu nehmen, war
es in vielen Fällen zu gefährlich.
Das Oberkommando des Heeres hatte 1940 Richtlinien und Verbote für
„Außerdienstliches Photographieren im Operationsgebiet“ erlassen, die
1941 noch durch das Verbot des Fotografierens von Exekutionen
verschärft wurden. Doch viele Soldaten hielten sich nicht daran. Aber
auch hinter den harmlos und banal erscheinenden Bildern stecken oft
überraschende Situationen, die erst mit der Erinnerung des Zeitzeugen
sichtbar werden.